Melissa Pelzfuß wusste nie genau, ob ihr die Menschen mit oder ohne Tierliebe unheimlicher waren.
Saß sie sonntags auf ihrer Lieblingsbank im Park, betete sie manchmal leise zu einer nur ihr bekannten Gottheit, die sich nähernde Dame möge nicht zu ihrem Pudel sprechen, an der Leine ruckeln oder – das war noch furchtbarer – mit dem entgegenkommenden Hundebesitzer bekannt sein. Eine Steigerung waren die mit den Käftigtieren, die Petitionen gegen Halsgratscheiben und Schaschlik unterschrieben. Am tiefsten Grund ihres Grauens tummelten sich Menschen, die exotische Tiere, wie große Spinnen, Warane oder Nacktmulle, hielten.
Andererseits gruselte es ihr vor denen, die bei jeder Gelegenheit betonten, sie würden Tiere nur auf dem Teller mögen und mitleidig die Augen verdrehten, wenn jemand ein Tier liebte. Das waren die gleichen, die abfällig über die Gläubigen sprachen, sich stets auf die Wissenschaft beriefen, obwohl sie davon meist weniger begriffen, als die von ihnen Verachteten von Gott.
Melissa Pelzfuß staunte über die Möglichkeit, mit einer fremden Art in Beziehung zu treten. Die triebhafte Leichtigkeit, mit der die Tiere ohne jede Moral trotzdem stets das Richtige taten, schien ihr erstrebenswert. Nicht zuletzt liebte sie kuscheliges Fell, Knopfaugen und Sauerbraten. Sie räkelte sich wohlig auf der Bank in der Sonne. Ihre Finger umklammerten die Totemfigur in ihrer Jackentasche und sie wünschte sich einen freundlichen Hund.