Der Geschmack von Suppe

Unter Menschen ist der Glaube verbreitet, früher seien die Dinge besser gewesen. Ich zum Beispiel erinnere mich deutlich, wie angenehm aufregend das Geräusch eines überfüllten Freibads in meiner Kindheit war. Die heutigen Freibäder klingen schrill und mir schmerzen die Ohren bereits, wenn ich mit dem Auto daran vorbei fahre. Man konnte Rollschuhlaufen, ohne zu schwitzen und schwitzte man doch, so stank man wenigstens nicht. Wollte man irgendwo dazugehören, genügte es meist, eine Mutprobe zu bestehen, die im Allgemeinen nicht sonderlich viel Waghalsigkeit erforderte: Beim alten Heyer läuten und sagen, man habe sich verklingelt oder dem Landesvater einen Zettel in den Briefkasten werfen, auf dem „Arschkeks“ stand. Letzteres klappte ohnehin nie, da der besagte Briefkasten von Polizisten mit automatischen Pistolen bewacht wurde. Hunger und Elend bekam man nur zur Adventszeit im Fernsehen zu Gesicht. Selbst der Terror war harmlos, wenn man nicht gerade Arbeitgeberpräsident war, und als Kind konnte man sich jeden Tag zwei Steckerleis leisten.

An solche Sachen denkt man als Mensch. An die Eierflaumsuppe, die bereits beim Hinunterschlucken nach Erbrochenem schmeckte, sodass man sich zumindest nicht umgewöhnen musste, wenn einem ein bisschen davon gleich wieder hochkam, an die denkt man nicht.